Infos & Kontakt:

Marko Mende-Boockmann
Fachberater UK / Schwerpunkt Nachschulische Lebenswelt, Implementierung im Wohnen, UK Diagnostik, Alltagsgebärden, technische Hilfen
03931-6694170
M.Mende-Boockmann@borghardtstiftung.de

Tina Kratzius
Fachberaterin UK / Schwerpunkte: Nachschulische Lebenswelt, Implementierung, UK Diagnostik, Alltagsgebärden, tiergestützte UK
039316694-211
t.kratzius@borghardtstiftung.de

Katrin Sawatzki
Fachberaterin UK / Schwerpunkte: Nachschulische Lebenswelt, Implementierung Wohnen, UK Diagnostik, Alltagsgebärden, technische Hilfen
03931-16694180
k.sawatzki@borghardtstiftung.de

Liane Schönherr
Fachberaterin UK / Schwerpunkte: Nachschulische Lebenswelt, Implementierung Förderbereich und Wohnen, UK Diagnostik, Alltagsgebärden, technische Hilfen
03931-3523674
l.schoenherr@borghardtstiftung.de

Unterstützte Kommunikation

Jeder hat das Recht auf Kommunikation

METACOM Symbole © Annette Kitzinger

Kommunikation bedeutet Teilhabe am Leben. Es ist das Grundbedürfnis eines jeden Menschen, als Person wahrgenommen zu werden, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten, sich auszutauschen und sich mit seinen Wünschen und Ideen ins Alltagsleben einzubringen. Daraus erschließt sich ein Grundrecht für jeden Menschen auf Kommunikation. Menschen kommunizieren in der Regel und zu einem großen Teil mit der Hilfe der Lautsprache.

Was passiert, wenn Menschen durch erworbene oder angeborene Beeinträchtigungen in der Kommunikation eingeschränkt sind und es ihnen an Kommunikationshilfen fehlt? Sie sind gefährdet in soziale Isolation zu geraten oder in ihren eigenen Willensäußerungen übergangen zu werden.

Oft zeigen sich unsere Bewohnenden mit „heftiger“ Gestik, laut lachend, brüllend oder schreiend. Das ist eine Form der Kommunikation. Vergleichen wir nichtsprechende Bewohnende mit einem Neugeborenen, entdecken wir viele Gemeinsamkeiten. Ein nichtsprech-
endes Kind versucht, durch Mimik und Gestik mit der Mutter Kontakt aufzunehmen. So beginnt Kommunikation! Einige Bewohnende haben durch ihre körperliche Behinderung nie Berührung mit dieser ersten Kommunikationsanbahnung gehabt. Durch ihr Handicap waren sie kaum in der Lage, eine Kommunikationsanbahnung zu signalisieren. Es ist unser Auftrag, sie dort wieder abzuholen bzw. eine Kommunikation entstehen zu lassen.

Wir in der Borghardt Stiftung sind schon lange mit einigen der Bewohnenden vertraut. Wir erkennen die Bedürfnisse und Wünsche durch Mimik und Gestik. Tina Kratzius weiß das und schätzt das Erfahrungswissen ihrer Kolleginnen und Kollegen. „Aber man kann alles noch erweitern“, erklärt sie. Frau Kratzius ist stolz, dass die Borghardt Stiftung sie und Herrn Marko Mende-Boockmann zu FachberaterInnen in Unterstützter Kommunikation ausbildet. Die Ausbildung zum UK-FachberaterIn findet hauptsächlich in Einrichtungen der Behindertenhilfe in ganz Deutschland statt. So erhalten wir gleichzeitig den Bezug zur Praxis. Zuletzt waren wir in Oldenburg. Dort konnten wir Zuschauer einer UK-Diagnostik sein.

Begonnen hat alles im April 2017. Wir hatten einen zweitägiges Einführungskurs der unterstützten Kommunikation im Borghardtsaal mit Kerstin Rüster. 20 Mitarbeiter/innen erhielten Einblicke in das Gebiet der „UK“. Wir erfuhren an Fallbeispielen die Bedeutung der unterstützten Kommunikation, bekamen Materialien gezeigt und sangen sogar Lieder mit dem Einsatz von Gebärden.

In der „Unterstützten Kommunikation“, so berichtet Tina Kratzius, unterscheidet man zwischen körpereigene Kommunikationshilfen (Mimik, Gestik, Laute, Gebärden) und externen Kommunikationshilfen. Die externen Kommunikationshilfen können „nichtelektronisch“ (Bildkarten, Fotos, Gegenstände, Bilderbücher) oder „elektronisch“ (einfache Taster mit Sprachausgabe, symbolorientierte Geräte, schriftzeichenorientierte Geräte) sein. Der Einsatz der Hilfsmittel ist vielfältig.

So steht auf dem Speiseplan nicht mehr nur das Wort „Sahneschnitzel mit Mischgemüse“, sondern auch das Bild des Gerichts. Das ist sehr wichtig für einige unserer Bewohnenden, denn sie können oft mit dem „Gesprochenem“ nichts anfangen.
Mit Farben bekommen die Wochentage ihren eigenen Charakter. Wenn Montag ist, sind gelbe Platzdeckchen auf dem Tisch, das Feld für den Wochenplan ist am Montag gelb, am Dienstag grün, am Freitag orange. An der Farbe erkennt jeder Bewohner auch, an welchem Tag er bestimmte Aufgaben für die Gemeinschaft übernimmt. Am Gelben Tag weiß der Bewohner, dessen Foto unter dem Symbol für Spülmaschine hängt, dass er heute für das Einräumen des schmutzigen Geschirrs zuständig ist.
Tina Kratzius macht das Experimentieren Spaß. So ist sie mit einer Bewohnerin einkaufen gewesen. Mit Hilfe von Symbolkarten konnten beide sich verständigen und gemeinsam Milch und Zucker in den Einkaufswagen packen. „Ein wunderbares Gefühl für Gerlinde, eigenständig mit Hilfe der Symbolkarten die Produkte auszuwählen. Zu Hause wurde dann gebacken. Geholfen hat eine Bewohnerin, die nur „bedingt helfen“ kann. Durch einen Taster, der mit dem Handmixer verbunden ist, konnte sie sich am Backen beteiligen. So war der Kuchen zu einem kleinen aber nicht unwesentlichen Teil ihr Werk. Auch das ist Kommunikation. Trotz körperlicher Beeinträchtigungen können Bewohnende etwas bewirken.
„Unser Ziel ist es, allen unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, sagt die angehende Fachberaterin. Um Kommunikationsbarrieren einschätzen zu können, ist die Beobachtung in allen Lebensbereichen von wichtiger Bedeutung. Tina Kratzius hilft es oft, sich in die Lage des UK-„Abhängigen“ zu versetzen. Mir fallen dann auf Anhieb ganz viele Dinge ein, die benötigt werden um z.B. ein Gespräch aufrecht zu erhalten, ohne das ein Ratespiel daraus wird.
Entwicklungspsychologisch beeinflussen sich Sprache und Denken gegenseitig. Denn Sprache bietet ein System von Symbolen zu erfassen und gleichzeitig vervielfacht Sprache das Denkpotential.
Alle vier bis sechs Wochen trifft sich ein Arbeitskreis, bei dem benannte Mitarbeitende, die UK-Beauftragten, der einzelnen Bereiche sich miteinander austauschen, Anregungen aufnehmen und die unterstützte Kommunikationen weiter entwickeln. „Das funktioniert dann wie ein Schneeballsystem. In den Teambesprechungen werden die Informationen weitergegeben.“
Im Laufe der Zeit klappt die Verständigung immer besser. Aber was geschieht, wenn jemand zum Beispiel ins Krankenhaus muss? Woher sollen die Pflegenden und Ärzte wissen, welche Vorlieben und Abneigungen ein Patient hat, der nur eingeschränkt kommunizieren kann? „Wir sind dabei, ´Ich-Bücher` zu gestalten, in denen unsere Bewohner festhalten, was ihnen wichtig ist, was sie können und wie man mit ihnen Kontakt aufnehmen kann.“

So muss man zum Beispiel wissen, dass bestimmte Bewohnende ein Vielfaches an Zeit benötigen, um eine Antwort vollständig zu formulieren oder zu zeigen. Wenn dann der ungeduldige „Gesprächspartner“ sofort zur nächsten Frage oder zu einem weiteren Thema weitergeht, kommt die Antwort erst verzögert. Und der Ungeübte wundert sich, dass die Antwortreaktion nicht zur (zweiten oder dritten) Frage passt. Auch die Vorbereitung der Kommunikationssituation und die Kommunikation an sich dauern erheblich länger als unter „normalen“ Umständen. Hier können „Ich-Bücher“ helfen, solche Besonderheiten zu berücksichtigen.
Unterstützte Kommunikation spricht nicht anstelle des Bewohners, sondern hilft ihm, sich selbst zu äußern. Bei wichtigen Fragen genauso wie beim Klön Snack. Erstaunlich ist aber, dass die Unterstützte Kommunikation die Lautsprache nicht überflüssig macht und verdrängt. „Durch UK wird die Verwendung der Lautsprache sogar angeregt, weil die Menschen aus ihrer Lethargie geholt werden. Wer gerne mit anderen im Gespräch ist, gibt sich große Mühe verstanden zu werden.“

Die Beauftragte für Unterstützte Kommunikation ist froh, dass sie damit nicht nur eine persönliche Vorliebe ausübt, sondern weiß: „Dass wir einander gut verstehen, ist bei uns im Haus Chefsache.“

METACOM Symbole ©️ Annette Kitzinger

Nach getaner Arbeit möchten wir zu Hause berichten, wie der Tag war. Das Pictogendabuch hilft uns dabei. Hier wird gemalt, gestempelt und geschrieben. So kann ich mich prima zu Hause über meine Arbeit unterhalten.

Durch Bildkarten und einer Zeituhr weiß man in der Tagesförderung am Dahrenstedter Weg genau wann es nach Hause geht.

Die Farbe grün steht für Dienstag. Die Farbe ermöglicht den Menschen eine gute Orientierungshilfe, wenn man nicht lesen kann.

Jede Wohn- Etage hat ihr eigenes Bild zur Orientierung.

Barrierfreier Speiseplan der Außenwohngruppe.