Beitrag von Tina Kratzius, UK Fachberaterin

Ich freue mich so riesig, dass wir unseren Weg mit der unterstützten Kommunikation (UK) 2017 beginnen durften. Gerade in der jetzigen Pandemiezeit ist UK eine große Hilfe. Wir können den Bewohnenden somit erklären, warum ihr Besuch nur angemeldet kommen kann, warum die Feste nicht stattfinden können, warum die Wochenschluss-Andacht im Borghardtsaal nicht möglich ist. Spielerisch lernen Bewohnende mit dem Memory-Spiel, was eine Maske ist. Auch ein Coronaheld kann man werden, wenn man alle Hygieneregeln einhält.

Ich kann heute sagen, dass UK ein Herzstück meiner Tätigkeiten in der Borghardtstiftung geworden ist. Auch wenn ich nicht direkt am Bewohnenden tätig bin, freue ich mich über den Erfahrungsaustausch mit Mitarbeitenden im UK- Arbeitskreis. Mein Kollege Marko Mende-Boockmann und ich beraten die einzelnen Team s rund um das Thema UK. Unseren Diagnostik Workshop werden wir im Oktober zum 2. Mal veranstalten. Zwei weitere UK Fachberater sind in ihrer Ausbildung. Das freut mich sehr. Dann kann nichts mehr schiefgehen.

Ich wünsche allen Mitarbeitenden, dass sie ohne Erwartungen an sich und an Bewohnende die unterstützte Kommunikation leben und in den Alltag integrieren. Eine gute Eselsbrücke ist die Geschichte eines Neugeborenen: Ein Neugeborenes, was nicht sprechen kann, hört so viele Worte durch seine Eltern und durch sein Umfeld. Obwohl wir wissen, dass es mit uns noch nicht mit der Lautsprache sprechen kann, „quasseln wir es die ganze Zeit mit Worten zu“. Das ist jedoch ein wichtiger Punkt, denn wir machen es dem Kind vor. Würden wir mit dem Kind nicht sprechen, würde es auch zu keiner Sprache kommen. Das Kind wird also nach ca. 1 Jahr seine ersten Worte sprechen, weil es zuvor mit vielen Worten durch sein Umfeld konfrontiert wurde. Genauso ist es bei unseren Bewohnenden. Indem wir Mitarbeitende Bsp.-weise Alltagsgebärden in unseren Dienst integrieren, zeigen wir dem ein oder anderen Bewohnenden seine Form der Kommunikation, mit welche/r er/sie in Zukunft kommunizieren könnte. Wir machen es den Bewohnenden vor. Nach 2 oder 3 Monaten, vielleicht auch erst nach einem halben Jahr sagt dann der Bewohnende zu uns in Gebärden: „Ich möchte ins Kino!“ oder „Ich möchte einkaufen.“

Kommunikation ist ein GRUNDBEDÜRFNIS! In allen Formen, nicht nur verbal. Jeder hat das Recht mit „seiner“ Sprache zu kommunizieren. Einer kann mit Alltagsgebärden kommunizieren, ein Anderer benötigt Symbolkarten und Fotos. Auch ein Talker kann zum Einsatz kommen. In der ersten Kommunikationsanbahnung ist der Einsatz eines Tasters und „Power Link“ ein tolles Medium. Das „Ursache- Wirkungsgeschehen“ lässt sich damit hervorragend demonstrieren. Es ist doch ein tolles Gefühl zu sehen, wenn man einen Taster auslöst und viele Seifenblasen fliegen oder die Lieblingsmusik ertönt. Es gibt so viele Möglichkeiten Menschen mit starken körperlichen Beeinträchtigungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ich wünsche allen gutes Gelingen!

Bleiben sie fröhlich!

Ihre Tina Kratzius