Katrin Quast

Heute bin ich im Haus „Bienenstock“ mit Frau Katrin Quast verabredet. Die 47-jährige ist bereits seit 26 Jahren in der Borghardt Stiftung tätig und das immer noch mit Freude und einem großen Herz für die behinderten Menschen in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Doch es hätte auch ganz anders kommen können. Frau Quast ist gelernte Elektrikerin von Beruf. Trotz perfekter Qualifikation wurden dennoch immer Männer bevorzugt. Welch ein Glück für die Borghardt Stiftung. Den Tip hatte sie übrigens von ihrer Schwiegermutter bekommen, sich in der Borghardt Stiftung zu bewerben.

Auf meine Frage hin, ob Sie keine Berührungsängste hatte sagt Frau Quast: „Nein – gar nicht. Schon als Kind bin ich mit einem Rollifahrer zum Einkaufen gefahren und habe dann alles in die Wohnung getragen“. Frau Quast hat es in der Borghardt Stiftung gut angetroffen. Das Team harmoniert und so können auch mal kritische Zeiten überbrückt werden, wenn z.B. Mitarbeitende krank werden und zusätzliche Dienste übernommen werden müssen. „Das geht dann teilweise schon an die Reserven. Aber da muss man halt durch. Der Dienst an den Menschen kann nicht auf morgen verschoben werden“, sagt Frau Quast.

Ich frage, wie Frau Quast mit den psychischen Belastungen bei der Arbeit umgeht. Wie findet Sie ihren Ausgleich? Frau Quast antwortet: „Ich habe eine tolle Familie, meinen Mann und meine beiden erwachsenen Söhnen. Sie sind für mich Ruhepol und Kraftquelle. Dazu kommt – mein Mann ist ja auch vom Fach und seit 20 Jahren ebenfalls in der Borghardt Stiftung in einem benachbarten Haus tätig. Wir arbeiten viel im Gespräch miteinander auf. Für mich persönlich mache ich Kraft-sport. Wenn ich mich dort verausgabe, fließt einfach vieles ab.“

Ach da war doch noch was: Frau Quast, Sie sind Vertreterin des Bewohnerbeirats in der Borghardt Stiftung. Was kann man sich darunter vorstellen? Sie überlegt einen Augenblick und antwortet dann: „Der Bewohnerbeirat nimmt sich der Probleme der Bewohnenden auf ihrer Ebene an. Wenn sie an ihre Grenzen kommen, wenden sie sich an mich. Ich bin dann sozusagen ihre Vertrauensperson im Beirat. Oft ist es so, dass die Bewohnenden nicht aktiv auf mich zukommen. Ich versuche dann genau hinzuschauen und wenn ich da ein Problem wahrnehme, frage ich gezielt nach und versuche zu helfen. Häufig sind es ja nur Kleinigkeiten aus dem Alltag, aber auch diese möchte ich ernstnehmen“.

Frau Quast: Welche Dinge sind ihnen für die Zukunft wichtig? „Ich möchte gerne noch fitter in der Leichten Sprache werden, denn diese Art der Kommunikation ist ein Schlüssel zu den behinderten Menschen. Leichte Sprache ist ja nicht nur einfaches Reden sondern bei aller Leichtigkeit muss auch der Kern der Aussage erhalten bleiben. Außerdem wünsche ich mir, dass ich noch bis zu meinem Ruhestand in der Borghardt Stiftung arbeiten kann. Hier zu sein macht mich glücklich.